Der Labrador Retriever

 

Erscheinungsbild I Wesen / Charakter I Verwendung I Anforderungen an Hundehalter

 

Wie auch alle anderen der sechs Retriever-Rassen ist der Labrador-Retriever ein Jagdhund. Bei der jagdlichen Arbeit sind seine besonderen Stärken die ausgezeichnete Nase, ausgeprägte Wasserfreude, sowie Aufmerksamkeit und Ausdauer in jeder Situation. Diese Eigenschaften empfehlen den Labrador-Retriever speziell für die "Arbeit nach dem Schuss" bei der Flug- und Niederwildjagd. Er besitzt die Fähigkeit, auch unter widrigsten Bedingungen, erlegtes oder krankgeschossenes Wild aufzufinden und zu apportieren. Da bei der Jagd oft mehrere Hunde zusammen eingesetzt werden, sind sein freundliches, festes Wesen, seine Ausgeglichenheit und die Verträglichkeit mit Artgenossen von großem Wert. Jegliche Form von Aggressivität, Kampftrieb, Ängstlichkeit und Nervosität ist für einen Labrador-Retriever untypisch. Genau wie der Golden Retriever besticht auch der Labrador durch sein starkes Bedürfnis, seiner Bezugsperson Freude zu bereiten ("will to please"), und durch seine Leichtführigkeit. Er ist temperamentvoll und trotzdem sehr anpassungsfähig. Mit großer Begeisterung und Arbeitsfreude geht er auf unterschiedlichste "Beschäftigungen" ein. Seine Menschenfreundlichkeit, Gelassenheit und Unerschrockenheit befähigen ihn zusätzlich in besonderer Weise zum Einsatz als Rettungs-, Blinden-, Sprengstoff- und Rauschgiftsuchhund sowie als Behindertenbegleithund. Nicht zuletzt verdankt er diesen Wesensmerkmalen auch seine große Beliebtheit als Familienhund.

 

Erscheinungsbild

Der Labrador ist ein kräftig gebauter, mittelgroßer Hund mit breitem Kopf und deutlichem Stop. Ein rassetypisches Merkmal stellt die sog."Otterrute" dar: sehr dick am Ansatz, sich allmählich zur Rutenspitze hin verjüngend und rundherum mit kurzem dickem Fell bedeckt. Auch das stockhaarige Haarkleid zeigt ein für diese Rasse typisches Erscheinungsbild: kurz, dicht, hart, nicht wellig, mit guter, wasserabweisender Unterwolle. Die ideale Schulterhöhe beträgt für Rüden ca. 56 - 57 cm, für Hündinnen ca. 54 - 56 cm. Der Labrador wird in den Farben Schwarz, Gelb und Braun gezüchtet, wobei in einem Wurf alle drei Farben vorkommen können. Der in Deutschland immer beliebter werdende "Field-Trial-Labrador" (siehe dazu auch "Herkunft der Rasse") zeigt, da er vornehmlich für die jagdliche Arbeit gezüchtet wird, ein etwas anderes Erscheinungsbild. Dieser Labradortyp ist leichter gebaut, besitzt einen schmaleren Kopf mit meist langem Fang und wenig Stop. Er hat weniger Brusttiefe und ist häufig im Rücken länger.

 

Wesen / Charakter

Der Labrador ist ein aktiver und arbeitsfreudiger Hund. Er liebt Menschen, besonders Kinder, ist anhänglich und liebt es, an allen Aktivitäten seiner Bezugspersonen teilzuhaben. Je stärker er in das Familienleben integriert wird, umso mehr schließt er sich "seinen" Menschen an und ordnet sich ein und unter. Völlig untypische und laut Standard absolut unerwünschte Eigenschaften sind Wach- und Schutztrieb sowie Schärfe. Wer einen scharfen, wachsamen Hund sucht, wird von jedem typischen Labrador enttäuscht sein ! Der Labrador möchte seinem Besitzer gefallen. Die Engländer nennen diese Eigenschaft "will to please". Diese, auch im Rassestandard geforderte Eigenschaft zeichnet vor allem die "Field-Trial-Labradors" aus und ist in der Regel mit einem sensiblen Wesen verbunden.

 

Verwendung

Der Labrador ist von Haus aus ein Jagdhund. In England wird er vorwiegend für Arbeiten nach dem Schuss, v. a. auf Flugwild, eingesetzt. Der deutsche Jäger hat für ihn häufig vielfältigere Einsatzbereiche: Er wird sowohl für die Schweißarbeit bei den häufig anfallenden Totsuchen auf Schalenwild eingesetzt, als auch zum Buschieren, was eigentlich eine typische Arbeit vor dem Schuss ist, die in England eher von Spaniels erledigt würde. Als Jagdhund zeichnen den Labrador vor allem seine enorme Wasserfreude, seine Führigkeit, seine gute Nase, seine Ausdauer und sein ausgeprägter Apportiertrieb aus. Obwohl als "Gebrauchshund" gezüchtet, führt heute ein großer Teil der Labradors das Leben eines reinen Familienhundes. Tatsächlich besitzt er viele Eigenschaften, die ihn hierfür geradezu prädestinieren. Trotzdem sollten Labradorbesitzer niemals vergessen, dass ihr Hund für ein aktives Leben voller Aufgaben gezüchtet worden ist. Möglichkeiten Familienhunde zu trainieren, sie körperlich und geistig zu fordern, bieten Hundevereine wie LCD.eV und DRC in unterschiedlichsten Disziplinen und Prüfungen. Derjenige, der all dieses nicht möchte, sich aber trotzdem einen Labrador anschafft, sollte seinem Hund wenigstens während des täglichen Spazierganges einige, möglichst abwechslungsreiche Aufgaben und Beschäftigungen bieten. Jeder, der einen Labrador als Begleit- und Familienhund hält, wird merken, wie viel reaktionsstärker und ausgeglichener sein Hund ist, wenn er durch Arbeit und Training gefordert wird.

 

Anforderungen an den Halter eines Labradors

Der Labrador eignet sich besonders für aktive Menschen, die weite Spaziergänge bei jeglichem Wetter nicht scheuen; die den Labrador als richtiges Familienmitglied ansehen und bereit sind, die Zeit und Mühe zu investieren, die nötig ist, ihm ein rassegerechtes Leben zu ermöglichen. Der Labrador liebt das Wasser in jeder Form, keine Pfütze ist ihm zu schmutzig. Er ist zwar ein sehr bewegungsfreudiger Hund, aber kurze, eintönige, Routine-Spaziergänge ohne Abwechslung werden ihm schnell langweilig. Auch seine Intelligenz möchte gefordert werden. Dem Alltagstrott kann man ganz leicht entgehen, indem man kleine Apportierübungen oder Suchenspiele in die täglichen Wanderungen "einbaut". Für eine reine oder vorwiegende Zwingerhaltung ist ein Retriever in keinem Fall geeignet !!! Sein sensibler Charakter würde durch die Isolation von seiner Familie leiden. Sollten Sie ganztags berufstätig sein, ist ein Labrador-Retriever nicht der richtige Hund !!! Natürlich kann er auch mal ein paar Stunden alleine bleiben. Am liebsten möchte er jedoch mit seinen Bezugspersonen zusammen sein. Die Sensibilität und die große Menschenbezogenheit eines Labradors erfordern einen "in sich ruhenden" Hundeführer, der ihn mit liebevoller, geduldiger Konsequenz und viel Einfühlungsvermögen zu einem fröhlichen, wohlerzogenen Begleiter ausbildet. Als Welpe und Junghund sollte der Labrador wenig Treppen steigen müssen. Er gehört zu den Hunden, die schnell wachsen und ein Gewicht erlangen, das sich bei zusätzlichen Belastungen schädigend auf die noch nicht ausgereifte Knochen auswirkt.